Neues Gutachten zur
U3-Verlängerung belegt:
- Kein Nutzen nachweisbar
- Tatsächliche Kosten bei 300 Mio. Euro: doppelt so teuer wie behauptet
- Förderung durch den Bund ausgeschlossen
- Kosten von BVG „gezielt schöngerechnet“

Gutachten deckt gravierende Fehler auf – KEIN überwiegender Nutzen der U3-Verlängerung
Ein neues Gutachten des Verkehrsplanungs-Büros Interlink zur geplanten Verlängerung der U-Bahn-Linie U3 legt massive Kalkulations- und Planungsfehler offen. Die Gutachter haben eine umfangreiche Akteneinsicht vorgenommen und die bisher veröffentlichten Berechnungen überprüft. Im Ergebnis sind massive Fehler und Versäumnisse bei der Nutzen- und Kostenbewertung durch den Vorhabenträger zutage getreten.
Zusammenfassend kommen die Gutachter zu folgenden Ergebnissen, aus denen sich nur eine Schlussfolgerung zielen lässt – nämlich, die Planung der U3-Verlängerung sofort zu stoppen:
- Der angebliche Nutzen des Projekts existiert nicht: Eine U3-Verlängerung verfügt über keinen Nutzen im Vergleich zu den Kosten. Der Nutzen-Kosten-Indikator liegt nur bei 0,5 anstatt – wie vom Vorhabenträger angegeben – bei 1,14.
- Die Gesamtkosten der U3-Verlängerung werden doppelt so hoch sein wie von Senat und BVG angegeben. Die Kosten wurden offenbar von der BVG „schön gerechnet“. Bereits für das Indexjahr 2016 ergeben sich nun realistische Kosten von 170 Mio. Euro anstatt – wie bisher behauptet – von 103 Mio. Euro.
- Bis zur Fertigstellung der U3-Verlängerung um einen Haltepunkt in 2030 wird das Projekt ca. 300 Mio. Euro an Kosten verschlingen.
- Die Gesamtkosten sind vollständig durch den Berliner Haushalt aufzubringen. Eine Förderung bzw. Mitfinanzierung des Projekts durch den Bund – wie bisher vom Senat in Aussicht gestellt – ist aufgrund des fehlenden überwiegenden Nutzens ausgeschlossen.
- Die bisherigen Nutzen-Kosten-Berechnungen durch Senat und BVG sind z.T. „sachlich nicht korrekt“, „sachlich kritisch zu bewerten“, „künstlich positiv beeinflusst“ und „fachlich nicht nachvollziehbar“.
An vielen Positionen hat die BVG die tatsächlichen Kosten falsch dargestellt, u.a.:
- Die Kosten der aufwändigen Abstellanlage (südlich des Mexikoplatzes) wurden gar nicht berücksichtigt, obwohl die Anlage laut BVG zwingend betriebsnotwendig ist und im Planfeststellungsverfahren berücksichtigt ist.
- Der neue Bahnhof wurde nur in reduziertem baulichen Umfang berücksichtigt, obwohl dieser deutlich aufwändiger in den Planunterlagen hinterlegt ist.
- Die Ansätze der Baukosten sind viel zu gering, die Berechnungen geschönt.
- Die Fahrzeugkosten und Fahrzeuganzahl sind zu niedrig angesetzt.
- Die Aufwände für Betriebskosten wurden deutlich zu niedrig angesetzt, obwohl im Verlauf der Berechnungen zuvor fast siebenmal so hohe Betriebskosten veranschlagt wurden. Dies legt nahe, dass von der BVG bewusst „schön gerechnet“ wurde.
Gutachter nach umfangreicher Akteneinsicht und Dokumentenprüfung mit klarem Ergebnis
Folgende Unterlagen wurden ausgewertet:
- Akteneinsicht: Auswertung umfassender Unterlagen aus dem Erstellungsprozess der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) bei der Senatsverwaltung MVKU
- Schlussbericht der Nutzen-Kosten-Untersuchung vom 22. März 2024
- Verbindliche Verfahrensanleitung „Standardisierte Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen im öffentlichen Personennahverkehr (Version 2016+)“
- Unterlagen aus dem Planfeststellungsverfahren (öffentliche Auslegung) und Unterlagen der BVG-Projekt GmbH
Die Ergebnisse machen deutlich, dass die geplante Verlängerung der U3 ein finanzielles Desaster für Berlin wird, verkehrspolitisch veraltet und ökologisch nicht sinnvoll ist.
Vor dem Hintergrund der massiven erforderlichen Einsparungen des Berliner Senats ist die Verlängerung der U3 um eine Station haushaltspolitisch nicht verantwortbar und der Öffentlichkeit nicht vermittelbar. Hier würden stattdessen Mittel verschwendet werden, die dringend in bezahlbaren Wohnraum, Integrationsmaßnahmen, Ausbau der öffentlichen Verwaltung und Bildung fließen müssten. Hinzu kommt die äußerst prekäre finanzielle Situation der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die als Vorhabenträger auf die Finanzierung durch den Senat angewiesen ist.
Berliner Senat unter massivem Rechtfertigungsdruck
Gutachten und Akteneinsicht belegen:
Der Berliner Senat wird sich nun umso mehr zu verantworten haben, wenn er wider besseres Wissen eine U3-Verlängerung um einen Haltepunkt vollständig aus dem eigenen Haushalt mit ca. 300 Mio. Euro finanziert.
- Es ist unverantwortlich, wenn BVG und Senat weiterhin wider besseres Wissen behaupten, die Gesamtkosten lägen bei 103 Mio. Euro.
- Weiterhin ist es nicht nachvollziehbar und grenzt geradezu an Irreführung, wenn Abgeordnete (MdA, MdB) bis heute öffentlich verbreiten, die Gesamtkosten der U3-Verlängerung lägen nur bei „geschätzten 40 – 50 Mio. Euro“ und das sei „vergleichsweise günstig“. Selbst die BVG hatte bereits mehr als das Doppelte für den Stand 2016 eingeräumt. Tatsächlich liegen die Kosten bis 2030 dem Gutachten zufolge sechsmal so hoch wie angegeben.
Es ist höchste Zeit, zu handeln!
Der Senat steht in der Verantwortung, öffentliche Mittel sinnvoll, sachgerecht und zielorientiert einzusetzen. Dies ist bei der U3-Verlängerung für 300 Millionen Euro, die wegen fehlender Förderfähigkeit ausschließlich von Berlin zu finanzieren sind, nicht der Fall.
Der Senat hat die Pflicht, die Berlinerinnen und Berliner transparent und wahrheitsgemäß über die Kosten und Finanzierung der U3-Verlängerung zu informieren. Die bisherigen Berechnungen des Vorhabenträgers sind ganz offensichtlich bewusst zu niedrig angesetzt worden und eine Förderzusage des Bundes liegt zur Zeit nicht vor. Wir fordern den Senat auf, dies der Öffentlichkeit sofort und umfassend mitzuteilen.
Angesichts der gravierenden Argumente aus dem in unserem Auftrag erstellten Gutachten fordern wir, unverzüglich die geplante Verlängerung der U-Bahn-Linie U3 zu stoppen.
10 Jahre Horror-Baustelle
Vergleichbare Projekte mindestens 10 Jahre Bauzeit
U-Bahn-Tunnel und Bahnhof sollen nicht – für die Umgebung wesentlich schonender – unterirdisch gebohrt werden! Stattdessen will die BVG in offener Bauweise einen vollständigen Strecken-Tunnel graben. Damit wird über 1,5 Kilometer hinweg eine bis mehr als 15 m tiefe Baugrube über ein Jahrzehnt hinweg das Stadtgebiet verschandeln und Teile der jetzigen Struktur unwiederbringlich zerstören.
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CO2 – Schleuder
U-Bahntunnel-Bauten extrem klimaschädlich
Expertinnen und Experten raten von U-Bahn-Neubauprojekten seit Jahren ab. Die Zement-, Beton- und Stahlherstellung und der Einsatz der Baustoffe verursachen immense CO2-Emissionen. Das wissen auch BVG und Senat. Und deswegen sieht der Nahverkehrsplan des Berliner Senats bereits verpflichtend ein „Verbrenner-Verbot“ für alle Busse der BVG bis 2030 vor. Schon in Kürze wird mit der Umrüstung auf umweltfreundliche Antriebstechnologien begonnen. Fazit: Die U3-Verlängerung ist klimapolitisch widersinnig und überflüssig.
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Kein Nutzen für Fahrgäste
Wenig zusätzliche Fahrgäste – nicht schneller am Ziel
BVG und Senat gehen selbst von lediglich 1.300 zusätzlich gewonnenen Fahrgästen pro Tag aus. Das sind nur rund 6 zusätzliche Fahrgäste pro Zug. Dies, weil den Berechnungen zufolge zu 90 Prozent nur eine Verlagerung der Fahrgäste vom Bus auf die U-Bahn erfolgt – und das ohne relevanten Gewinn an Fahrzeit. Fazit: Der Bedarf für ein U-Bahn-Megaprojekt ist nicht gegeben.
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Zerstörung des einzigartigen
Stadt-Bildes
Städtebauliche Bankrotterklärung
Das denkmalgeprägte Stadtbild rund um den Mexikoplatz und die Zehlendorfer Alleen wird durch die neuen U-Bahn-Bauwerke und technischen An- und Aufbauten (U-Bhf, Treppen, Aufzugsanlagen, Wege, Schächte, Lüfter, Aggregate, Flucht- und Rettungswege etc.) vollständig zerstört. Das Vorhaben „U-3-Verlängerung“ hat eine erhebliche Zerschneidungswirkung des einzigartigen Mexikoplatzes. Schäden an zahlreichen Häusern, Einrichtungen und der Natur sind vorprogrammiert. Gerade der Mexikoplatz mit seiner Umgebung gilt jedoch städtebaulich als Vorzeigegebiet Berlins.
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Tod für mehr als 175 Bäume
Ökologischer Raubbau – Grundwasser gefährdet
Die Beeinträchtigungen der Flora und Fauna durch den U-Bahn-Bau sind laut Gutachten erheblich. Unter anderem müssen mindestens 175 Allee-Bäume, die teils Jahrhunderte alt sind, gefällt werden. Diese tragen nicht nur zur Luftreinhaltung und Kühlung bei, dienen als Staubbinder und Schattenspender, sondern bilden auch die Lebensgrundlage für zahlreiche Organismen im Wohngebiet.
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300 Mio. Kosten – ohne Finanzierung durch den Bund
Dramatische Kosten ohne Nutzen – Mittelverschwendung
Jeder Kilometer U-Bahn-Neubau kostet bis zu 300 Mio. Euro. Darauf haben Experten stets hingewiesen. Jetzt haben unabhängige Gutachter die wahren Kosten nochmals dargelegt. Bis zur Fertigstellung in 2030 wird die Verlängerung der U3 um einen Haltepunkt 300 Mio. Euro verschlingen. Dagegen ist ein Kilometer Straßenbahn-Bau bereits für nur 10 Mio. Euro realisierbar. Die bereits bestehende Buslinie kann für nochmals weniger einen klimafreundlichen Schub erhalten.
Die Devise heißt: Taktzahlerhöhungen von Bus-Linien, Vorrangschaltungen, Busspuren, Umstellung auf moderne Antriebe, Modernisierung von Straßenbeläge (Flüsterasphalt o.ä.).
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Lärm-Gigant u. Verkehrs-Chaos
Gesundheitsgefährdende Lautstärken, Staus und Schleichverkehr durch alle Nebenstraßen
Die Planungsunterlagen zeigen, dass die Bauarbeiten über Jahre hinweg mit unzumutbaren Lautstärken verbunden sind. Belastungsgrenzen werden überschritten – vielfach liegt der Schalldruck im gesundheitsgefährdenden Bereich. Anwohner und Pendler versinken zudem im Verkehrs-Chaos. Zehntausende PKW und LKW werden sich einen Weg durch die Nebenstraßen suchen. Ergebnis: Stau und Schleichverkehr legen den gesamten Berliner Südwesten lahm.
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Jetzt das Projekt stoppen – Petition einbringen!
- mehr als 800 Berlinerinnen und Berliner haben schriftlich Einwendungen gegen dieses Projekt bei der Planfeststellungsbehörde (Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt) erhoben. Jedes Argument, jeder Einwand ist nun von der BVG sorgfältig zu prüfen und zu erörtern.
Im Anschluss an einen Planfeststellungsbeschluss kann jeder Einwender Klage erheben. - Anwohner erwägen Klage gegen das Projekt.
- mehr als 1.500 Petitionen wurden bereits unterzeichnet.
- Mache die Sinnlosigkeit dieses Projekts deutlich: unterschreibe bei change.org und schreibe eine Petition an das Berliner Abgeordnetenhaus und den Deutschen Bundestag.